Eckdaten / technische Daten:
RKB 220
• PKP
Bremsdruck nach Zeichnung Blatt O 872 II: 2.500 kg
Informationen zu diesem Fahrzeug:
Eine Hauptaufgabe für viele Kleinbahnen war der Transport landwirtschaftlicher Güter wie Kartoffeln und Zuckerrüben. Bei den meterspurigen Bahnen von Lenz & Co. in Pommern waren u.a. Zuckerfabriken in Barth, Stralsund und Greifenberg sowie eine Kartoffelstärkefabrik in Labes direkt angeschlossen. Hinzu kam der Kohlentransport für Ortschaften und Betriebe und, je nach Bahn, der Transport von Sand, Kies oder Kalk aus angeschlossenen Gruben. Aus diesem Grund waren offene Güterwagen für den Massenguttransport auch die Fahrzeuggattung mit den meisten Exemplaren. Die Pommerschen Landesbahnen übernahmen von den 5 meterspurigen Kleinbahnen in Pommern die beachtliche Anzahl von 691 offenen Güterwagen.
Die zweiachsigen O-Wagen von Lenz & Co hatten ein einheitliches Ladegewicht von 7,5 Tonnen. Dies passte zum leichten Oberbau (maximale Radlast 3,5 Tonnen). Beim Umladen passten 2 schmalspurige O-Wagen genau zu einem normalspurigen O- Wagen mit damals üblichen 15 Tonnen Ladegewicht. Die ersten Lieferungen 1894 an die Franzburger und die Saatziger Kleinbahnen hatten einen Radstand von nur 2,60 m; bei der Erstausstattung 1895 für die Kolberger Kleinbahnen wurde ein Radstand von 3,20 m gewählt. Schon bald ging Lenz & Co auf einen Radstand von 3,50 m über.
Bis 1914 wurden von diesem „Einheitstyp“ an die 450 Wagen beschafft. Lieferant war entweder die "Fabrik für Brückenbau und Eisenkonstruktionen, Waggonbauanstalt, BEUCHELT & Co, GRÜNBERG in SCHLESIEN" oder, mit einem kleineren Lieferanteil, die "AG zur Fabrikation von Eisenbahnmaterial zu Görlitz". Die Hauptabmessungen der Wagen beider Waggonfabriken sind gleich und die Wagen lassen sich nur durch geringe Unterschiede bei der konstruktiven Gestaltung des Rahmens unterscheiden. Die gebremsten Wagen waren wahlweise mit einer konventionellen Spindelbremse oder mit einer Gewichtsbremse ausgestattet. Rund 2/5 der O-Wagen waren gebremst. Über 30 baugleiche O-Wagen gingen auch an die Lenz & Co Tochter „Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft“ im Rheinland und fuhren auf den Kreisbahnen in Bergheim und Euskirchen.
RKB 219: Der vorliegende Wagen wurde 2010 im Bahnhof Gryfice (Greifenberg) vorgefunden. Seine Betriebsnummer bei der polnischen Staatsbahn war PKP 00-07 542 0766-0 Wh. Zusätzlich war zuletzt auch die Inventar-Nummer PKP 291/01 K angeschrieben; die ursprüngliche Betriebsnummer zu Kleinbahnzeiten ist leider unbekannt. Der Wagen stimmt mit einer Genehmigungszeichnung (Blatt O 872 II, mit alternativ eingezeichneter Gewichts- oder Spindelbremse) überein, die Beuchelt & Co. im September 1906 für die Regenwalder Kleinbahnen angefertigt hat. Deshalb wurde die Nummer des ersten an die RKB gelieferten gebremsten Wagen dieser Reihe (RKB 219 mit Baujahr 1908) als Betriebsnummer gewählt. Für die Kolberger Kleinbahn gibt es eine weitgehend identische Genehmigungszeichnung Blatt O 872 I vom September 1906; allerdings ist hier nur eine Gewichtsbremse eingezeichnet). Die Aufarbeitung des Wagens wurde 2015 begonnen und im Juli 2017 beendet.
RKB 220: Auch dieser baugleiche Waggon wurde 2010 in Gryfice vorgefunden und erworben. Seine PKP Betriebsnummer war PKP 00-07 542 0747-0 Wh, die zuletzt zusätzlich anschriebene Inventar-Nummer PKP 281/01 Kw. Auch hier ist die ursprüngliche Betriebsnummer vor 1945 unbekannt.
Seine exakte Geschichte ließ sich leider somit nicht mehr ermitteln; alles, was wir bisher über dieses (und weitere Fahrzeuge aus Polen) wissen, beruht auf Indizien. Anhand der Befunde am Fahrgestell konnte wir den Wagen aber einer Serie zuordnen, die unter anderem an die Regenwalder Kleinbahn in dieser Form abgeliefert wurde.
2 weitere von Beuchelt gebaute ungebremste Schwesterfahrzeuge – RKB 223 und RKB 224 – befinden sich ebenfalls in der Sammlung; alle 4 O-Wagen sind zwischenzeitlich aufgearbeitet.
Lebenslauf: