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MKL 107


Eckdaten / technische Daten:

Betriebs-Nr./Name:
M.Kl.A.G. 108
Hersteller:
L. Steinfurt, Königsberg
Fabriknr.:
--
Baujahr:
1908
Gattung:
GG
ehemalige Heimatbahnen:
Memeler Kleinbahn AG
PKP
Status:
abgestellt
Länge über Puffer:
--
Rahmenlänge:
8.050 mm
Achsstand:
--
Achsstand im Drehgestell:
--
Drehzapfenabstand:
5.500 mm
Sitzplätze 2. Klasse:
--
Sitzplätze 3. Klasse:
--
Leergewicht:
--
Ladegewicht:
--
Tragfähigkeit:
--
Ladelänge:
--
Ladefläche:
--
Bremsen:
--
Festhaltekraft Handbr.:
--
Bremsgewicht:
--
Heizung:
--
Besondere Einrichtungen:
Lieferung mit Scharfenberg Kupplung

 

Informationen zu diesem Fahrzeug:

Im Oktober 2018 haben wir auf einem Bauernhof in Modlimowo - zwischen Gryfice (Greifenberg) und Resko (Regenwalde) in Polen gelegen - den Wagenkasten eines vierachsigen geschlossenen Güterwagens gefunden und gekauft. Über ein noch vorhandenes Fabrikschild sind der Hersteller (Waggonfabrik L. Steinfurt in Königsberg) und das Baujahr 1908 eindeutig belegt. Im Gegensatz zu den meisten Güterwagen in Hinterpommern hat der Wagen seinen ursprünglichen Wagenkasten behalten und ist nicht im Wagenwerk Resko der PKP rekonstruiert worden. Leider ist bei der Aufstellung als Lagerraum die ursprünglich vorhandene Bremserbühne abgetrennt worden.
Die Herkunft des Wagens gab uns ursprünglich Rätsel auf - konnte aber mit Hilfe von Recherchen der IG Wagen und Untersuchungen am Wagenkasten selber geklärt werden:
Lieferungen 1908 von L. Steinfurt an die meterspurigen Bahnen in Hinterpommern sind nicht bekannt. In der Umzeichnungsliste der Pommerschen Landesbahnen von 1940 findet sich auch bei den vierachsigen G-Wagen mit unbekanntem Hersteller kein Wagen mit einem passenden Drehzapfenabstand. Eine abgetrennte Scharfenbergkupplung am Rahmen brachte uns auf die richtige Spur: Die von Karl Scharfenberg am 5. April 1906 per Reichspatent 188845 patentierte und bei L. Steinfurt entwickelte Kupplung wurde erstmalig 1908 an die Memeler Kleinbahn AG als Pilotbetrieb geliefert. Erst nach diesem erfolgreichen Piloteinsatz folgten andere Bahnen. Auch ist belegt, dass L. Steinfurt 1908 sechs vierachsige geschlossene Güterwagen nach Memel lieferte. Damit bleibt nur die Memeler Kleinbahn als Ursprungsbahn übrig.
Die Memeler Kleinbahn betrieb sowohl die innerstädtische elektrische Straßenbahn in Memel (heute Klaipeda), als auch ab 23.10.1906 drei dampfbetriebene Strecken in das Umland mit den Endpunkten in Pöszeiten, Plicken und Laugallen. Das Memelland kam am 10.6.1923 unter litauische Verwaltung, was später auch völkerrechtlich manifestiert wurde. Ab 22.3.1939 kam es wieder unter deutsche Verwaltung. Ab Februar 1907 war übrigens die Ostdeutsche Eisenbahn AG (OEG) Betriebsführerin der Memeler Kleinbahn.
Nach den amtlichen Bahnstatistiken sind bis 1940 keine Güterwagen von der Memeler Kleinbahn abgegeben worden. Im Spätsommer 1944 wurde das Memelgebietes evakuiert und die Kleinbahn damit faktisch stillgelegt. Am 10.09.1944 sichtete ein Eisenbahnfreund im normalspurigen Bahnhof Frauenburg der Haffuferbahn (sie gehörte wie die Memeler Kleinbahn zur Ostdeutschen Eisenbahn Gesellschaft) die beiden Güterwagen 101 und 108 der Memeler Kleinbahn. Auch 9 weitere meterspurige Güterwagen anderer OEG-Bahnen standen dort. 1945 fiel Frauenburg an Polen. Die PKP fand den Güterwagen - wahrscheinlich in Frauenburg - auf und verbrachte ihn zum Meterspurnetz nach Hinterpommern.

Als eines der Testfahrzeuge für die Scharfenbergkupplung besitzt der Wagen für die Kleinbahngeschichte eine besondere Bedeutung.

 

Lebenslauf:

  • Lieferung 1908 an die Memeler Kleinbahn AG
  • Bei der Evakuierung des Memelgebietes 1944 nach Frauenburg (Bahnhof der normalspurigen Haffuferbahn der OEG) verbracht; dort Sichtung am 10.09.1944. 
  • Nach 1945 von der PKP auf dem Meterspurnetz in Hinterpommern eingesetzt.
  • 1966 von den Drehgestellen abgehoben und Wagenkasten im Bahnhof Gryfice von der Bahnmeisterei als Lagerraum genutzt.
  • Um 1986 Wagenkasten verkauft an einen Bauer in Modlimowo.
  • 2018 an Kleinbaan Service.

 

 

MKL 107

 

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